Gästebuchgedanken
Einblicke in Seelenleben.
Ich war zunächst nicht überzeugt davon, im Rahmen der Ausstellung »Lichtgedanken« ein Gästebuch auszulegen. Der Hintergrund: vorangegangene Ausstellungen in der Kirche haben gezeigt, dass so ein Buch häufig missverstanden wird. Viele Menschen interpretieren es als Buch für Gebetsanliegen und somit erfüllt es nicht den eigentlichen Zweck, Feedback und Eindrücke zu den ausgestellten Bildern zu erhalten. Meine Frau hat mich letztendlich doch überzeugt, ein Buch auszulegen, versehen mit einem großen Aufsteller, um was für eine Art von Buch es sich handelt. Das hat nicht immer geholfen, aber ich muss sagen: das ist auch gut so!

Ein Licht in der Dunkelheit! Wunderschön.
Was mir das Gästebuch im Nachgang zur Ausstellung nun zeigt, sind nicht nur positive Rückmeldungen auf die Bilder (wirklich negative Äußerungen finden sich in solchen Büchern ja eher selten), sondern es verschafft mir einen gewissen Einblick in das Seelenleben von Menschen, welche die Sixtuskirche im Sommer 2025 besucht haben. Und das ist deutlich mehr und eindrucksvoller, als ich erwartet hätte.
Die Bandbreite reicht von kurzen Statements (»Wunderschön!« oder »Danke!«) über persönliche Rückmeldungen von Freunden und alten Bekannten, Gebeten auf Deutsch, Polnisch, Rumänisch und Persisch bis hin zu kurzen Grüßen von Radtouristen oder Urlaubern aus den USA oder der Schweiz. Es finden sich auch Einträge zum Thema Krieg, Hass, Hoffnung, Licht und Schatten, die beim Durchblättern nachdenklich stimmen.
Danke für diese Ausstellung!!!
Im Hintergrund ein Orgelkonzert, bravo!
In meinem Leben ist gerade viel Dunkelheit ... Die Lichtgedanken mit den Bildern aus meiner Heimat haben mir Hoffnung gegeben.
Kurz vor Ende der Ausstellung kam dann auch noch der Eintrag, dass eine solche Ausstellung nicht in ein Gotteshaus gehöre – eine Position, die ich durchaus früher erwartet hatte und erst einmal respektiere. Und dennoch bin ich anderer Meinung und möchte darauf verweisen, dass es auf die Art der Ausstellung und den Kontext ankommt. Mit dieser Meinung scheine ich nicht allein zu sein: es folgen einige spontane Einträge unter dem kritischen Beitrag – gerade eine Ausstellung mit Bildern, die die Natur und Schöpfung Gottes zeigen, sei hier doch wohl am richtigen Ort zu sehen. Ein Hauch sozialer Netzwerke in einem analogen Buch aus Papier.
Eine Ausstellung gehört nicht in die Kirche! Die Kirche ist ein Haus Gottes und ist für das Gebt bestimmt. –| |– Schließt sich das aus?! –| |– Ich empfinde die Ausstellung wie ein Lob Gottes und freue mich, dass sie hier Raum hat. –| |– Sie passen hier! –| |– Sehr schön! Sie zeugen von der Vielfalt Gottes! –| |– Die Natur (hier Naturbilder) ist doch eine Schöpfung Gottes!
Auffällig erscheinen mir die Einträge von Menschen aus der Ukraine, die um Frieden beten, den Hass in der Welt beklagen und äußerst dankbar sind, hier sein zu dürfen. Auch sie sind von der Ruhe und Schönheit des Ortes inspiriert und scheinen ihre Seelen aufzutanken. Der letzte Eintrag des Buches geht mir als ein Gedanke im Kontext der »Lichtgedanken« besonders nah. Das folgende Zitat ist von mir hier auf der Seite leicht korrigiert worden. Es scheint ebenfalls von jemandem geschrieben worden zu sein, der oder die unsere Sprache noch nicht lang beherrscht. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen Menschen aus der Ukraine oder einer andern Konfliktregion handelt.
Wann hört der Hass auf? Ohne Hass wäre alles Licht! Dunkelheit kommt von Hass.