Licht & Zeit
Zeit entscheidet und verändert alles.
In der Landschaftsfotografie ist Zeit ein stiller, aber mächtiger Faktor. Sie zeigt sich im Rhythmus des Lichts – im kurzen Leuchten einer Wolkenlücke, im ersten Hauch von Morgendämmerung oder im letzten goldenen Sonnenschein des Tages. Solche Momente sind flüchtig. Wer sie festhalten will, benötigt Geduld, Aufmerksamkeit – und manchmal auch Glück. Denn oft hält die besondere Lichtstimmung nur Sekunden an, bevor sie sich verändert oder vergeht.
Gleichzeitig hinterlässt die Zeit ihre Spuren in der Landschaft selbst. Verfallene Hütten, verwitterte Zäune und moosbedeckte Steine erzählen von vergangenen Zeiten, vom Wandel, vom Vergehen. In bestimmten Lichtverhältnissen bekommen diese Spuren der Zeit eine besondere Tiefe: Schatten legen sich über Risse im Holz, Sonnenstrahlen streifen über vermoderte Zaunpfähle. Das Licht verleiht dem Alten eine besondere Aura und macht sichtbar, was im Alltag leicht übersehen wird. Damit man solche Details nicht übersieht, benötigt es wiederum Zeit für die richtige Aufmerksamkeit.
Gerade das Münsterland ist voll von stimmungsvollem Licht und »alten« Motiven. Fotografie kann solche Augenblicke und Zeitzeugen bewahren. Aber sie erinnert uns auch daran, dass nichts bleibt, wie es ist. Jeder festgehaltene Moment ist einzigartig – und im nächsten schon wieder vorbei.
Zeit wird in unserem Leben doch oft nur im Rückblick wirklich sichbar und begreifbar: im Auf und Ab der Wege, in den Spuren, die Menschen hinterlassen. Und wie in der Fotografie kommt es darauf an, den richtigen Augenblick zu erkennen – nicht festzuhalten, sondern bewusst zu erleben. Mit unseren Smartphones scheint uns das Festhalten mittlerweile deutlich näher als das bewusste Erlebnis.
Daher ein gut gemeinter Ratschlag aus eigener Erfahrung: es lohnt sich immer, zwischendurch innezuhalten und einfach den Moment zu genießen, ohne dabei auf das Display des Smartphones oder durch das Objektiv einer Kamera zu schauen. Die Zeit und das damit verbundene Erlebnis sind uns nur geschenkt.
Bilder und Text: © 2025 Michael David
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Hütte im Sythener Brook – an einem besonderen Pfingstmontag. Der Himmel leuchtete für einen kurzen Moment in den schönsten Farben. In dieser Form existiert die Hütte leider nicht mehr, weil der Zahn der Zeit zu sehr an ihrem Dach genagt hatte. Aber sie bleibt in diesem Bild eine schöne Erinnerung, verbunden mit einem besonderen Gefühl von Heimat.
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Einsamer Hase auf grüner Wiese in Flaesheim – welcher nur für einen kurzen Moment eine Rast auf dem satten Grün eingelegt hat. Durch die tiefstehende Sonne wurde die Struktur der Landschaft an der Lippe im sanften Morgenlicht sichtbar. Auch hier galt es, zur richtigen Zeit am passenden Ort zu sein. Hasen reagieren häufig schneller als der Auslöser einer Kamera.
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Westruper Heide in voller Blüte im August – ein Motiv, welches ich mittlerweile leider weniger gern fotografiere. Die Heide ist aufgrund ihrer Omnipräsenz bei Instagram und Co. zu bestimmten Jahreszeiten häufig schon um 5 Uhr morgens überlaufen. Dennoch ist der Sonnenaufgang zur Blütezeit ein echtes Erlebnis. Nur bitte an den Naturschutz denken!